DAUER: <15 Minuten
TEILNEHMER: Paargruppen, Triaden
ART: 5 Prinzipien
Dieses Spiel zielt darauf ab, den Unterschied zwischen dem Zuweisen von Schuld und dem Übernehmen von Verantwortung für die eigenen Gefühle zu verdeutlichen. Es verdeutlicht das Prinzip “Own your Experience” und eignet sich gut, wenn man dieses Prinzip verdeutlichen möchten. Die Teilnehmer*innen üben emotional autonom auf Geschehnisse im Außen zu reagieren.
Zunächst beginnen wir unsere Beschwerden voll und ganz willkommen zu heißen. Wir spielen in Paaren, und jede Person hat die Möglichkeit, beide Rollen zu spielen. In jeder der drei Runden dringen wir tiefer in die Eigenverantwortung / Emotionale Autonomie ein, bis hin zu dem, was wir “den integrierten Erwachsenen” nennen.
Spielanleitung:
- Bildet Zweiergruppen (Spieler A und Spieler B).
- Vereinbart ein Zeichen (z.B. eine Handbewegung), das anzeigt, wenn die Intensität der Erzählung zu hoch wird und der andere sich in der emotionalen Aktivierung zu verlieren droht.
- Legt fest, wie intensiv die erste Beschreibung werden darf, um ein unangenehmes Gefühl bei Spieler B zu vermeiden.
- Die Spielleiterin/Facilitator stellt zu Beginn klar, dass dies ein Spiel ist, bei dem es darum geht, die emotionale Autonomie zu schulen.
Ablauf:
- Runde – Disowning the Experience:
- Spieler A erzählt von einer ärgerlichen Situation aus seinem Alltag.
- Dabei soll sie ganz bewusst nicht auf eine kontrollierte Sprache achten sondern man darf ruhig die Schuld im Außen suchen und andere für seine Gefühle verantwortlich machen. Das Thema kann etwas sehr Konkretes in ihrem Leben sein (d. h. eine Person oder ein Ereignis) oder etwas Allgemeineres (d. h. ein Problem in der Welt). Was auch immer sie wählt, sie sollte so ungehemmt und ungefiltert wie möglich sein – dies ist nicht der Zeitpunkt für eine eigenverantwortliche Sprache.
- Spieler B hört aufmerksam zu. Person B sollte einfach zuhören und, wenn die Zeit abgelaufen ist, eine Aussage des Mitgefühls anbieten (z. B. Das klingt wirklich hart).
- Dann kann Person B sofort beginnen, sich aus der gleichen, uneingeschränkten Perspektive über ihre eigene Situation zu beschweren.
- Runde – Owning the Experience:
- Person A versetzt sich dann in die Stimme ihres “höheren Selbst”, was auch immer das für sie bedeutet. Dies kann der Versuch sein, die Situation aus der reflektierten Perspektive eines Dritten wahrzunehmen. Person B wird einfach zum Spiegel von Person A, so dass Person A “mit sich selbst sprechen” kann, als ihr höheres Selbst. (Wenn Person A zum Beispiel Alina heißt, kann sie sich an Person B wenden: Alina, du bist mein höheres Selbst. Ich habe gehört, was du gesagt hast, und ich möchte dir etwas dazu sagen.
- Zwei Minuten lang fährt Person A fort, antwortet sich selbst und geht auf die ursprüngliche Beschwerde aus der Perspektive ihres höheren Selbst ein. Person B hört einfach zu.
- Tauscht die Rollen und wiederholt den Vorgang…
- Runde – Der integrierte Erwachsene:
Während Person B erneut als Spiegel von Person A fungiert, kann Person A erneut beginnen, mit sich selbst zu sprechen, diesmal aus der Perspektive des “integrierten Erwachsenen”. In der Praxis sieht das oft wie der “goldene Mittelweg” zwischen den beiden Stimmen aus und beinhaltet konkrete nächste Schritte. (d. h. Was kannst du realistischerweise tun, um diese Situation zu ändern, als die Person, die du heute bist?) Person A hat zwei Minuten Zeit, um von diesem Ort aus zu sprechen, wobei B nur zuhört.
Tauscht die Rollen und wiederholt den Vorgang. - Runde – Feedback
Nachdem beide Personen an der Reihe waren, regt ihr eine freie Diskussion für 3-5 Minuten ein. Die Spieler können zu diesem Zeitpunkt Erlebnisse miteinander teilen. Wie hat es sich angefühlt, die Perspektiven des Höheren Selbst zuzulassen.
Das Spiel soll die Teilnehmer*innen für den Unterschied zwischen Schuldzuweisung und Verantwortungsübernahme sensibilisieren. Es fördert die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen und auszudrücken, ohne andere zu beschuldigen. Gleichzeitig übt es aktives Zuhören und konstruktives Feedback-Geben.
Zusätzliche Hinweise
- Respektiert das vereinbarte Zeichen für zu hohe Intensität.
- Fokussiert euch auf reale, alltägliche Situationen.
- Seid ehrlich, aber achtet auf eine respektvolle Kommunikation.
- Reflektiert nach dem Spiel gemeinsam über eure Erfahrungen und Erkenntnisse.
Dieses Spiel kann zu tieferen Einsichten in die eigenen Kommunikationsmuster führen und die Beziehungsfähigkeit stärken
Das Beschwerde-Spiel nutzt das scheinbar Negative des Beschwerens als Einstieg in die Praxis der Eigenverantwortung – also die volle Verantwortung für unsere Reaktionen. Eigenverantwortung zeigt sich beispielsweise in “Ich-Aussagen” anstelle von Schuldzuweisungen (“Ich merke, dass ich wütend bin” statt “Du machst mich wütend”). Es ist wichtig, diese Art des Sprechens, die aus der Gewaltfreien Kommunikation kommt, nicht zu missbrauchen (z.B.: Ich habe das Gefühl, dass du mich echt wütend machst!”) und wahre Eigenverantwortung in Haltung und Handeln zu leben, nicht nur in Worten. Paradoxerweise kann das Beschweren selbst ein Weg zu dieser Eigenverantwortung sein, indem wir uns zunächst mit unseren inneren “Opfern” vertraut machen. So können wir schließlich zu unserem “höheren Selbst” finden und durch diesen Dialog integrierter und vollständiger werden.