Slow Down
Wir leben in einer immer schneller drehenden Welt, in der unsere Nervensysteme ständig von Gedanken, Gefühlen und Empfindungen bombardiert werden und keine Zeit haben, sich auszuruhen und zu integrieren. Damit wir uns zwischenmenschlich wieder authentisch begegnen können, also dass unsere inneren Vorgänge wie Gefühle, Gedanken und physische Empfindungen kongruent zu unserem nach außen gezeigten Verhalten sind, ist es notwendig sich immer wieder eine Verlangsamung zu vergegenwärtigen, um Präsenz zu erreichen.
Indem du das Tempo deiner Gespräche, Interaktionen und gemeinsamen Erlebnisse verlangsamst, kannst du mehr von dem wahrnehmen, was gerade hier und jetzt passiert, mehr von dem, was in dir vorgeht – deine Gedanken, Gefühle und Empfindungen. Gleichzeitig gibst du anderen den Raum, zu fühlen, was in ihnen los ist. Wenn du langsamer wirst, kannst du mehr von dem wahrnehmen, was im gegenwärtigen Moment geschieht – sowohl in uns selbst als auch in anderen. Wir können unsere Gedanken, Emotionen und Empfindungen besser verstehen und anderen den Raum geben, dasselbe zu tun.
Wenn wir langsamer werden, atmen wir tiefer, was unseren Körper mit Sauerstoff versorgt, das Nervensystem beruhigt und uns erdet und zentriert. Es ermöglicht uns, die Fülle der Verbindung mit uns selbst und anderen zu erleben. Wir können die subtilen Nuancen unserer Erfahrungen von Moment zu Moment wahrnehmen, genießen und erforschen. In stressigen oder schwierigen Situationen hilft uns das Verlangsamen – tief durchzuatmen und achtsam zu
atmen, um uns auf das Hier und Jetzt einzustimmen und Zugang zu mehr Informationen zu erhalten. Mit diesen Informationen können wir dann fundierte Entscheidungen darüber treffen, wie wir handeln oder was wir sagen wollen. Verlangsamung ist unerlässlich, um Konflikte und Spannungen mit offenem Herzen und klarem Verstand zu meistern.
Wenn wir ad hoc auf äußere Einflüsse reagieren, sind wir in einem Zustand gefangen, der von Erinnerungen (Vergangenheit) oder Erwartungen (Zukunft) beeinflusst wird. Die Verlangsamung, das Öffnen unserer Sinne für das, was hier und jetzt geschieht, und das Verweilen im Moment ermöglichen uns einen entscheidenden Wechsel vom reflexartigen Reagieren zur intelligenten Interaktion mit unserer Umwelt.
Es ist erstaunlich, wie viel strategisches Handeln in unser ganz normales Miteinander gefunden hat. “Sage ich dies oder jenes, um die gewünschte Reaktion zu erhalten?” “Verhalte ich mich besser so oder so, um mir bessere Chancen auf ein bestimmtes Outcome zu erhoffen?” Wäre es nicht der erfüllendere Weg, meinem tatsächlichen Bedürfnis innerhalb eines authentischen Ausdrucks meine Stimme zu verleihen?
Vielleicht hast du schon bemerkt, dass sich in stressigen oder angespannten Situationen alles beschleunigt – deine Worte, deine Gedanken, sogar dein Herzschlag. Indem du langsamer wirst und ein paar tiefe Atemzüge nimmst, kannst du dich besser auf den gegenwärtigen Moment einstellen und mehr Informationen aufnehmen. Wenn du in einer reaktiven Stimmung bist, holst du oft alte Erinnerungen oder vergangene Traumata hervor und projizierst sie auf die Gegenwart. Wenn du aber langsamer wirst, deine Sinne öffnest, mehr wahrnimmst und dir Zeit für den Moment nimmst, kannst du von einer automatischen Reaktion zu einer bewussten Antwort wechseln.
Diesen Unterschied zwischen ad-hoc Reaktionen und bewussten Antworten kann man im Gehirn beobachten. Bestimmte Bereiche, wie die Amygdala, sind darauf programmiert, sofort auf eine vermeintliche Gefahr zu reagieren – so sind wir, zum Teil neurologisch auf das Reagieren programmiert – seit es uns Menschen gibt schützen wir uns so vor Gefahren und sind schnell handlungsfähig. Die meisten Konflikte, denen wir mit anderen Menschen begegnen, sind jedoch nicht lebensbedrohlich oder gefährlich. Wenn du nun langsamer wirst und tief durchatmest, aktivierst du andere Bereiche deines Gehirns, besonders den präfrontalen Cortex, der für rationales Denken zuständig ist. Wenn wir langsamer werden und ein paar tiefe Atemzüge nehmen, geben wir uns selbst Zeit, diesen Teil des Gehirns, der für rationales Denken zuständig ist – online zu bringen. So können wir die Situation bewerten und fundiertere Entscheidungen treffen.
- Sich zu verlangsamen hilft, mehr zu fühlen. Je langsamer und sanfter wir eine Erfahrung angehen, desto mehr können wir von ihr mitnehmen.
- Unsere Sensibilität und Intelligenz sind miteinander verbunden! Offenheit und Aufmerksamkeit helfen uns, mehr zu lernen – sowohl von unserem Körper und unserer Intuition als auch von anderen und dem Leben selbst.
- “Langsamer werden, mehr fühlen” ist ein super Mantra, das du immer wieder verwenden kannst – egal, ob du mit jemandem Wichtigem sprichst oder einfach nur in der Natur bist.
- Verlangsamen hilft auch, mehr Freude zu empfinden, z.B. beim Essen, Sex und anderen schönen Dingen. Es hilft uns auch, authentisch zu bleiben, indem wir unsere Beziehungen bewusster gestalten.
Übungen zum Langsamer werden
- Vesuche dich im Alltag regelmäßig auf einen Slow Down zu besinnen, indem du tief und langsam atmest, dich langsamer bewegst und versuchst, den Gedankenstrom in deinem Kopf zu verlangsamen.
- Im Gespräch mit anderen Menschen kannst du immer wieder nach ein paar gesprochenen Worten oder nachdem die andere Person zu Ende gesprochen hat, einen vollen Atemzug zu nehmen.
- Nimm dir Zeit, um in deinen Körper, deine Empfindungen und Emotionen zu spüren.
- Wenn es dir unangenehm ist, teile deinem Gegenüber mit, dass du gerade übst etwas langsamer zu werden.
Kommunikationshilfe
"Können wir es etwas langsamer angehen?"
Eines der nützlichsten Werkzeuge, das du in jedem Gespräch einsetzen kannst, ist die einfache Frage: „Können wir etwas langsamer machen?“ Sobald du merkst, dass das Gespräch zu schnell wird oder du in eine reaktive Stimmung gerätst, kannst du diese Frage stellen. Sie kann in Beziehungen wahre Wunder wirken, besonders wenn die Dinge angespannt werden oder die Emotionen hochkochen.