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Der Rahmen, der uns Hält

Kontext setzen

Im Authentic Relating spielt das bewusste Festlegen eines Kontextes eine grundlegende Rolle, wenn es darum geht den Rahmen für Interaktionen zu schaffen und dadurch Missverständnisse zu reduzieren sowie tiefere Verbindungen zu fördern.

Setting Context

Stell dir vor, du betrittst einen Raum voller Menschen. Ohne Kontext könntest du dich verloren fühlen, unsicher, wie du dich verhalten sollst. Doch wenn jemand den Kontext setzt - "Willkommen zu unserem monatlichen Buchclub, heute besprechen wir 'Der kleine Prinz'" - hast du sofort eine Orientierung. Du weißt, was von dir erwartet wird und wie du dich einbringen kannst. Im AR geht Setting Context weit über solche einfachen Beispiele hinaus. Es ist ein Werkzeug, um Klarheit, Sicherheit und Tiefe in unsere Beziehungen und Gespräche zu bringen.
Hier sind einige Kernaspekte:

1. Transparenz über Deine Absichten

Wenn du ein Gespräch beginnst, teile mit, was deine Absicht ist. Möchtest du einfach zuhören? Brauchst du Rat? Willst du gemeinsam eine Lösung finden? Diese Klarheit hilft deinem Gegenüber, sich besser einzustellen.

2. Dein emotionaler Zustand

Teile mit, in welchem emotionalen Zustand du dich befindest. „Ich bin heute etwas gestresst“ oder „Ich fühle mich gerade sehr verletzlich“ gibt deinem Gesprächspartner wichtige Informationen, wie er mit dir umgehen kann.

3. Der zeitliche Rahmen

Kläre, wie viel Zeit zur Verfügung steht. Ein 10-minütiges Gespräch hat eine andere Dynamik als ein zweistündiger Austausch.

4. Deine Erwartungen

Sprich aus, was du von der Interaktion erwartest und frage auch nach den Erwartungen des anderen.

5. Kommuniziere deine Grenzen

Kommuniziere klar, was für dich in Ordnung ist und was nicht. „Ich möchte darüber sprechen, aber bitte keine Ratschläge“ ist ein Beispiel für eine klare Grenze.

Das SETTING CONTEXT Modell in der Praxis (Beispiel)

Beim Setzen von Kontext sollten folgende Elemente beachtet werden:

  • Wer – Wer sind die Beteiligten und wie geht es ihnen? (emotionaler Zustand)
  • Was – Um was geht es konkret? (Transparenz über Absichten)
  • Wann – Zeitlicher Rahmen
  • Wo – Ort/Rahmen
  • Warum – Motivation und Ziele (Erwartungen)

Das „Warum“ ist dabei besonders wichtig, da es andere inspirieren und zum Mitmachen bewegen kann.  Hier ein Beispiel:

Du triffst dich mit einer guten Freundin zum Kaffee. Statt direkt ins Gespräch zu stürzen, könntest du den Kontext setzen: „Hey Sarah, ich freue mich, dass wir uns treffen. Ich wollte dir sagen, dass ich heute etwas müde bin und vielleicht nicht so gesprächig wie sonst. Außerdem habe ich in etwa einer Stunde einen anderen Termin. Ich würde gerne von deiner neuen Arbeit hören, aber auch ein paar Minuten haben, um dir von meiner Situation zu Hause zu erzählen. Wie klingt das für dich? Gibt es etwas, das du gerne besprechen möchtest?“

In diesem kurzen Statement hast du:

  1. Deinen emotionalen Zustand mitgeteilt
  2. Den zeitlichen Rahmen geklärt
  3. Deine Absichten für das Gespräch offengelegt
  4. Nach den Bedürfnissen deiner Freundin gefragt

Durch dieses „Context Setting“ schaffst du eine klare, sichere Umgebung für eure Interaktion. Deine Freundin weiß nun, was sie erwarten kann und wie sie sich am besten einbringen kann. Im AR geht es darum, solche Praktiken in unser tägliches Leben zu integrieren. Je öfter wir Kontext setzen, desto natürlicher wird es. Mit der Zeit werden unsere Beziehungen tiefer, authentischer und erfüllender. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Festlegen eines Kontextes kein starres Regelwerk ist. Es ist vielmehr eine Einladung zur Klarheit und Offenheit. Du kannst es an deine persönlichen Bedürfnisse und die jeweilige Situation anpassen. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Kontext Setzens im AR ist die Bereitschaft, den Kontext gemeinsam zu gestalten. Nachdem du deinen Kontext gesetzt hast, bleibe offen für Anpassungen oder Ergänzungen durch dein Gegenüber. Vielleicht hat deine Freundin im obigen Beispiel noch ein dringendes Anliegen, das sie besprechen möchte. Durch deine Offenheit, den Kontext gemeinsam zu formen, schaffst du Raum für echte Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis.

Die Macht des Kontextes

Kontext zu schaffen ist ein mächtiges Werkzeug, um Beziehungen und Interaktionen zu gestalten. Durch bewusstes Kontextsetzen können wir Gespräche und Beziehungen aktiv gestalten und viele Missverständnisse und Konflikte von vornherein vermeiden. Es ist ein kraftvolles Werkzeug für mehr Klarheit, Verbindung und Erfüllung in allen Lebensbereichen. Einige wichtige Aspekte dabei sind:

  • Kontext bestimmt, wie wir Erfahrungen und Empfindungen wahrnehmen. In einer Studie mit Affen zeigte sich, dass ein elektrischer Schock als schmerzhaft oder angenehm empfunden wurde – je nachdem, in welchem Kontext er verabreicht wurde.
  • Durch Veränderung des Kontexts können wir Situationen völlig neu interpretieren. Zum Beispiel könnte jemand, der sich als introvertiert sieht, in einem neuen Kontext „Manchmal bin ich introvertiert, manchmal extrovertiert“ plötzlich ganz neue Verhaltensweisen an den Tag legen.
  • Starke Kontexte können Menschen zu außergewöhnlichen Leistungen anspornen, wie man bei Olympioniken sieht. Der Kontext „Ich trainiere für eine Goldmedaille“ lässt sie extreme Anstrengungen auf sich nehmen
     

Kontext Setzen in BeziehuNgnen

In Beziehungen ist es besonders wichtig, implizite Kontexte explizit zu machen:

  • Viele Konflikte entstehen, weil Partner von unterschiedlichen impliziten Kontexten ausgehen. Zum Beispiel könnte einer erwarten, dass bei Geschäftsreisen täglich telefoniert wird, während der andere nur alle paar Tage anruft.
  • Wichtige Bereiche, in denen klarer Kontext hilfreich ist: Monogamie/Offenheit, Kommunikationshäufigkeit, Autonomie vs. Verbundenheit, Finanzen, Haushalt, Sexualität, Kindererziehung.
  • Kulturelle Kontexte wie „Ehe“ können sowohl Sicherheit als auch Einengung bedeuten. Selbst geschaffene Kontexte können befreiend und erfüllend sein.

Authentic Relating ist nicht als Ersatz für professionelle Beratung,  psychische Gesundheitsfürsorge, oder Psychotherapie gedacht.
Zur Anwendung, oder Teilnahme an Veranstaltungen, sollten größere emotionale und psychologische Wunden bereits geheilt sein.

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